Mehr Mut zu lösungsorientierten Kommunikation, bitte!
Ein Interview mit Nathaly Bachmann über die Kraft der positiven Kommunikation.
Lösungsorientierte Kommunikation richtet den Fokus auf Chancen statt Herausforderungen. Was verstehst du unter diesem Ansatz?
Lösungsorientierte Kommunikation bedeutet, bewusst die Chancen zu erkennen, die in jeder Herausforderung liegen. Sie sucht den konstruktiven Dialog und entwickelt dadurch eine positive Kraft. Dies schafft eine völlig neue Perspektive: So wird eine Herausforderung direkt zu einem Veränderungspotenzial, das nur darauf wartet, genutzt zu werden. Positives Reframing baut Verbindungen, die zum konstruktiven Hadeln geradezu auffordern.
Warum ist positive Kommunikation gerade in der heutigen Zeit wichtig?
Gerade in schwierigen Zeiten, mit nationalen und internationalen Krisen, ist es wichtig, positiv zu denken und bewusst zu kommunizieren. Lösungsorientierte Kommunikation hilft uns, resilient zu bleiben und nicht in Pessimismus zu verfallen. Sie fördert ein Klima der Hoffnung und des konstruktiven Handelns. Das gilt – ganz alltäglich – für uns alle und in besonderer Form für Journalist:innen als meinungsbildende Kraft.
«Lösungsorientierter Journalismus bringt Balance in die oft negative Berichterstattung.»
Stichwort Journalismus: Welche Rolle spielt lösungsorientierte Kommunikation in der Medienlandschaft?
Medien haben eine enorme Macht. Sie formen, wie wir die Welt sehen und verstehen. Lösungsorientierter Journalismus bringt eine notwendige Balance in die oft negativ dominierte Berichterstattung. Gerade in den Sozialen Medien verfallen wir zu oft in die Einseitigkeit. Und Algorithmen scheinen reisserische Headlines zu belohnen. Doch besonders hier kann der konstruktive Ansatz den Unterschied machen. Er inspiriert und gibt Hoffnung. Lösungsbasierter Journalismus stellt dar, wie unsere Gesellschaft besser werden kann und welche Schritte dahinführen, statt nur ihre Probleme zu beleuchten. Der Schwerpunkt der Berichterstattung liegt auf dem «Wie» und nicht nur auf dem «Was». Lösungsorientierte Kommunikation gehört deshalb als wesentlicher Bestandteil in der Medienlandschaft verankert.
Du hast an der Verankerung dieser Praxis – auch Solution based Journalism genannt – in der Schweiz mitgewirkt. Welche Erfahrungen hast du dabei gemacht?
Es war mir ein grosses Anliegen, Solution Based Journalism und die verbundene Mission eines konstruktiven Journalismus in der Schweiz zu etablieren. Unter anderem initiierten wir 2015 zusammen mit dem Right Livelihood Award und Ashoka Schweiz eine Förderbewegung für Solution-Based Journalism. Die unabhängige Plattform dient als Marktplatz, wo Journalist:innen und soziale Innovator:innen zusammenkommen, um Ideen auszutauschen und Lösungen öffentlich zu machen. Die Formel dabei: Generiere nachhaltigen IMPACT mit deinen Geschichten! Passend dazu auch der «Impact Journalism Day», der diese Mission im Austausch mit Medienschaffenden verankert und weiterentwickelt. Positive Beispiele für spannende Formate gibt es zahlreiche: So lancierte beispielsweise der «Tages-Anzeiger» die Rubrik «Die Lösung», die zum Wochenstart mit positiven Nachrichten Mut machen sollte.
«Wer positiv kommuniziert, baut Brücken statt Barrieren.»
Wie waren die Reaktionen darauf und welche Schwierigkeiten sind bei der Umsetzung aufgetreten?
Lösungsorientierter Journalismus ist fordernder, weil er nicht an der Problembeschreibung aufhört. Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Themen beansprucht Ressourcen und fordert Ausdauer und Geduld. Doch es lohnt sich! Denn positive Botschaften können sich im Informationswettbewerb behaupten. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass Leser:innen inspirierende Geschichten schätzen, die ihnen zeigen, wie sie selbst Teil der Lösung sein können. Solche Artikel werden sogar besser geklickt und führen zu höheren Interaktionen. Denn konstruktiver Journalismus informiert nicht nur, er aktiviert.
Welche Chancen siehst du für die Zukunft im Hinblick auf lösungsorientierte Kommunikation?
Eine Kultur der positiven Kommunikation kann dazu beitragen, eine optimistischere Zukunftsvision zu fördern. Gefordert sind wir alle – denn ein Chancenblick muss antrainiert werden. Wer positiv kommuniziert baut Brücken statt Barrieren. Zusammen mit Initiativen wie dem StrategieDialog21 schafft ESSENCE RELATIONS seit über einem Jahrzehnt gesellschaftsübergreifend diese nachhaltigen Verbindungen. Unter dem Motto «Let’s Chance» laden wir dabei zum Dialog über das Chancenpotenzial der Schweiz ein. Ein bewusster Perspektivwechsel, der Lust auf das aktive Gestalten der Zukunft macht.