Jeronimo Candrian, erzähl mal …
Ein Interview mit Jeronimo Candrian, Business Analyst bei ESSENCE RELATIONS
Die Selbständigkeit wurde dir sprichwörtlich in die Wiege gelegt: Du bist in einem lebendigen Familienbetrieb im Bündnerland aufgewachsen. Und mit 16 Jahren hast du deine eigene Firma gegründet. Nun bist du seit August als Business Analyst bei ESSENCE RELATIONS tätig und nicht mehr dein eigener Boss. Wie kam es dazu und warum fühlst du dich auch im Angestelltenverhältnis wohl?
Unternehmerisch zu Handeln wurde mir zu Hause mitgegeben und prägt mich bis heute. Mit meiner Marketingagentur produzieren wir seit bald 10 Jahren Videoformate für Firmen, was mich viel gelernt und mir die Welt der Kommunikation geöffnet hat. Gleichzeitig merkte ich auch, dass es Zeit ist für neue Impulse, Erfahrungen und Sichtweisen. Ich habe eine Aufgabe gesucht, in der ich Neues sehen und von erfahrenen Persönlichkeiten lernen darf. Gepaart mit dem hohen Grad an Eigenverantwortung, unterschiedlichsten Projekten und einem unternehmerischen Mindset, bietet mir ESSENCE RELATIONS genau das. Ich fühle mich pudelwohl, gefordert und gefördert. Gleichzeitig gebe ich die Selbständigkeit nicht ganz auf, sei es bei der Mitarbeit im Familienbetrieb oder bei den nächsten Videoprojekten.
Etwas, für das du dich ebenfalls bereits seit Jahren begeistern kannst, ist Kommunikation. Wann braucht ein Business Analyst kommunikative Fähigkeiten? Wie setzt du diese in deinem Arbeitsalltag bei ESSENCE RELATIONS ein?
Bei ESSENCE RELATIONS unterstützen wir unsere Kunden dabei, ihre strategische Kommunikation zu optimieren, sei es bei der Anforderungserhebung mit Stakeholdern, der überzeugenden Präsentation von Ergebnissen oder der Lösung von Konflikten. Als Business Analyst erstelle ich dabei nicht nur die Analysen, sondern bin auch dafür verantwortlich, dass diese auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppen zugeschnitten sind und richtig vermittelt werden. In meinen ersten zwei Monaten habe ich so aus erster Hand erfahren, wie effektive Kommunikation den Unterschied macht und dazu beiträgt, unsere Kunden auf ihrem Weg zum Erfolg zu begleiten. Für mich ist Kommunikation mehr als eine Fähigkeit; sie ist unsere treibende Kraft.
«Für mich ist Kommunikation mehr als eine Fähigkeit; sie ist unsere treibende Kraft.»
Eine deiner Hauptaufgaben bei ESSCENE RELATIONS ist es die Initiative MINUS2 voranzutreiben. Was steht da an?
Mit MINUS2 gehen wir bei ESSENCE RELATIONS neue Wege und wollen als Pionierin in der Schweiz Investitionen in nachhaltige Start-ups der Textil-, Fashion- und Designbranche erreichen. Diese Branchen sind historisch gesehen unterfinanziert, haben aber gleichzeitig ein enormes Potenzial, ihren ökologischen und sozialen Fussabdruck zu verkleinern. Aktuell suchen wir erste Investmentziele und konnten dabei bereits rund 60 Start-ups «screenen». Diese Initiative ist mir persönlich sehr wichtig, und ich bin fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam mit den richtigen Partnern Grosses erreichen können. Today’s Investment – Tomorrow’s Change.
Neben Kommunikation brennt dein Herz für Innovationsthemen. Hast du schon einmal etwas erfunden? Was?
Besonders als Kind habe ich es geliebt, Neues zu schaffen und andere daran teilhaben zu lassen. Als ich 7 oder 8 Jahre alt war, kreierten meine Schwester und ich unseren eigenen Zirkus, zu dem wir die Kinder aus der Nachbarschaft zur Vorführung einluden. Als Zirkus diente ein grosses Moskitonetz in Zeltform. Mit Beginn von Videoprojekten habe ich zahlreiche technische Vorrichtungen und Kamerahalterungen entwickelt, um die besten Bilder zu ermöglichen. Mit viel Improvisation, Karton und Kabeln schuf ich meine eigenen Schwebestative und Kameraaufbauten. Ein besonders stolzes Erinnerungsstück ist mein erstes Mikrofon, eine Art Attrappe, die jedoch in der Lage war, Ton über zwei Ecken aufzuzeichnen. Diese Erfahrungen haben meine Fähigkeiten zur Problemlösung und meinen Innovationsgeist gefördert und bleiben auch heute ein wichtiger Teil meiner Begeisterung für innovative Ideen.
«Mein Erfindergeist haben meine Fähigkeiten zur Problemlösung und meine Innovationskraft gefördert und bleiben auch heute ein wichtiger Teil meiner Begeisterung für neue Ideen.»
Wenn du an Innovation und Fortschritt denkst, was meinst du wird die Welt, die Entwicklung der Gesellschaft, in den kommenden Jahren prägen und beeinflussen?
Während meines letzten Semesters an der Universität erlebte ich erstmals hautnah die Auswirkungen einer bahnbrechenden Technologie: Chat GPT war plötzlich überall, schrieb ganze Arbeiten und sorgte bei den Dozierenden für Aufregung. Wenn ich an Innovation und Fortschritt denke, bin ich überzeugt, dass Technologie in den kommenden Jahren die Welt und die Entwicklung der Gesellschaft massgeblich prägen und beeinflussen wird. Gleichzeitig ist es unbestreitbar, dass wir zu wenig unternehmen, um unser Leben nachhaltiger zu gestalten. Ich sehe es daher als entscheidend an, Technologien und Ressourcen gezielt und beherzt einzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und nachhaltiges Handeln zu fördern. Wir verfügen über die Möglichkeiten, technologische Innovationen voranzutreiben, und ich wünsche mir, dass es gelingt, sie verantwortungsbewusst und mit Weitsicht einzusetzen.
Letztes Jahr warst du in Sao Paulo für ein Austauschsemester? Was hast du da gemacht? Und was ist dein grösster Erfahrungsschatz, den du mit nach Hause genommen hast? Für dich als Person? Und für deine noch junge Karriere?
Im Rahmen meines Studiums durfte ich ein Semester im Ausland verbringen und dort Vorlesungen besuchen. Für Brasilien entschied ich mich, um eine völlig neue Welt kennenzulernen und meinen Horizont zu erweitern. Mein Aufenthalt in Brasilien war geprägt von zahlreichen Erfahrungen und Begegnungen mit einer fremden Kultur, fremden Werten und Vorstellungen. Ein wichtiger Erkenntnisgewinn aus dieser Erfahrung war die unmittelbare Konfrontation mit den drastischen sozialen Ungleichheiten in einem Land, das von politischer Unruhe und Korruption gezeichnet ist. Dies brachte mir einerseits eine gesteigerte Dankbarkeit für die Privilegien meines Lebens in der Schweiz und andererseits die Verantwortung mit, diese Privilegien sinnvoll zu nutzen und einen Beitrag zur Verbesserung der globalen sozialen Gerechtigkeit zu leisten. Meine Zeit in Brasilien stärkte meine Entschlossenheit, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.