Mit Offenheit und Mut zu einem stimmigen Markenauftritt

Im Interview spricht Max Kersting über den heiligen Gral des Brandings und warum weniger manchmal mehr ist.
Max, du bist Graphic Designer und hast schon zahlreiche Markenauftritte gestaltet. Was würdest du antworten, wenn ein Kunde zu dir kommt und sagt: Wir brauchen ein neues Logo?
Ich würde sagen: «Klar, schauen wir uns das an!» Und ehrlicherweise gleichzeitig denken: «Hmm, vielleicht ist das Logo nicht das einzige Problem.» Oft wird nämlich viel zu schnell auf das Logo fixiert, als ob es der heilige Gral des Brandings wäre, während andere Aspekte wie die Marketingstrategie oder die Zielgruppenansprache vernachlässigt werden. Deshalb schlage ich vor, dass wir uns neben dem Logo auch einmal den kompletten Markenauftritt des Kunden anschauen, um herauszufinden, wo es hakt und welche Baustellen wir gemeinsam angehen sollten. Und dann machen wir das Logo neu!
Die Markenpositionierung bildet die Grundlage, um den visuellen Markenauftritt zu entwickeln. Welches sind die wichtigsten Elemente der Markenpositionierung für deine Arbeit?
Um einen guten visuellen Markenauftritt zu entwickeln, braucht es meiner Meinung nach nicht viel, aber das Wenige muss dann sehr gut überlegt und klar sein. Es braucht meiner Ansicht nach 1. einen Kompass (3 bis 4 Gefühle oder Werte, die die Marke ausmachen) und 2. ein Ziel/Mission Statement. Der Kompass dient als Orientierungspunkt, um sicherzustellen, dass der visuelle Markenauftritt stimmig ist und auf dem direkten Weg zum angestrebten Ziel führt.
Welches sind für dich die zwei gelungene Markenauftritte? Und was findest du daran gut?
Mittlerweile haben die meisten grossen Marken einen wirklich gelungenen Auftritt, das geht gar nicht mehr anders. Was ich persönlich besonders schätze, sind Marken, die sich nicht zu sehr selbst beschränken und auch mal ein bisschen was riskieren. Wenn ich mich jetzt festlegen müsste, würde ich sagen, dass mir die Markenauftritte der Schuhmarke Camper aus Mallorca und die Initiative «Fridays for Future» gut gefallen. Bei Camper gefällt mir die Kreativität der Kampagnen und der gesamte Look ihres Markenauftritts und bei «Fridays for Future» finde ich toll, wie sie es schaffen, mit ihrem Auftritt und ihren Botschaften so viel Aufmerksamkeit und Wirkung zu erzielen.
