Identität – die Wurzeln der Kohäsion

Wie steht es um die Schweizer Identität? Wo ist unser Zusammenhalt? Gibt es noch Nationalstolz für Helvetia? Die Leistung der Schweizer Nati wirft Fragen auf – auch bei Nathaly Bachmann. Ein Denkanstoss.

Ich bin mitten in meinem Erasmus-Austausch und denke wenig an die Schweiz. Lebe das Leben, wies kommt. Von Tag zu Tag. Im Moment. Unbeschwert. Saug alles auf. Neue Freunde von mir in der Hauptstadt Spaniens sind Medizin – und Politikstudent:innen aus Norwegen und Schweden. Mit ihnen zusammen werden Nächte zu Tagen. Wir diskutieren intensiv und ebenso feiern wir. An diesem 17. Mai unerwartet formell. Denn es ist der Nationalfeiertag Norwegens und alle von uns – nicht nur unsere Norweger:innen – sind in die norwegische Botschaft eingeladen. Zum ersten Mal erlebe ich, wie verbunden man zu einem Land sein kann und doch sehr liberal im Herzen, Verstand und den Handlungen. Früher verband ich Identifikation mit dem Land als eine «rechte Denke» und ebensolchen Einstellungen gegenüber anderen. Dem muss nicht so sein.

Gemeinsam mit meinen Freunden bereiste ich Spanien. Bis heute treffen wir uns regelmässig in unterschiedlichen Städten dieser Welt. Jedes Mal, wenn meine nordländischen Freunde auf Landsmänner und – frauen ihrer Nation treffen, grüssen sie sich freundlich oder umarmen sich gar spontan. Auch das kennen wir Schweizer:innen nicht. Wir sind eher gehemmt und gehen uns diskret aus dem Weg.

Warum bloss? Würde uns gestärkte Identifikation nicht mehr Wurzeln für mehr Kohäsion geben? Hätten wir nicht mehr Miteinander? Und mehr unbeschwerte Freude?

Ja, im Innovationsranking laufen wir ein paar Plätze vor Schweden und Norwegen. Aber wie lange noch? Gerade in Krisenzeiten hilft Zusammenhalt; auch um die Nachwehen zu verdauen.

In der Familie schauen wir das Länderspiel (Euro 2020) der Schweizer Nationalmannschaft. Eines der ersten Spiele, das meine kleine Tochter aktiv miterlebt. Und es wird keine Freude, sondern ist ein trauriger Akt von mutlosen Spielern und wenig nach vorne gerichteter «Laufkultur». Man verharrt. Ist eingeschüchtert von den Italienern. Ein paar Tage später entschuldigt sich der Nationaltrainer Petkovic gar bei den Schweizer:innen.

Ich frage mich: ist das ein Symbolbild, wie es um die Schweiz steht? Warum hat keiner bei der Nationalhymne freudig mitgesungen; sich richtig eingestimmt? Warum ist uns dieser Akt der Verbundenheit so unangenehm? Und würde nicht genau dieses Zusammenstehen Kraft geben, wenn wir international auch mit grossen Weltmächten mitspielen? Und einen wahrhaftigen Beitrag leisten wollen? Wollen wir nicht mehr, denn bloss als Meeting-Plattform in Genf agieren und 30-Minuten höflicher Smalltalk beim Treffen mit Biden und Putin erhalten?

Die Schweizer Nationalmannschaft zeigt im Spiel gegen die Türkei, dass sie mehr will. Sie erzielt 3 Tore und gewinnt die Partie. Auch das ist für mich symbolisch für das jetzige Handeln und die Regierung.

Erst braucht es Druck von Aussen und böse Schlagzeilen, bevor zielgerichtet gehandelt wird. Ich erinnere an das Handling der Corona-Krise oder die Impfkampagne. Ist das Ausdruck eines Innovationschampions? Klar, wir können sagen, es gibt ja weltweit schlechtere Situationen, wie die unsere. Aber sollte es nicht Ziel sein, dass der Ansporn da ist, uns selbst immer wieder zu übertreffen. Von innen heraus. Die Schweizer Nati zeigte es: es ist alles eine Frage der Psychologie. Die Stärken sind da, doch der Wille und die Einstellung fehlt uns. Die Einstellung für das gemeinsame Ziel und die gemeinsame Identität.

Seit gut 7 Jahren setzen wir – ESSENCE RELATIONS – uns mit aller Kraft und jeglichem Herzblut für den StrategieDialog21 ein. Für den gemeinsamen Dialog. Für mehr gestärktes Miteinander. Für mehr Begegnungen auf Augenhöhe. Für mehr Identität, Lust und Freude – joie de vivre – an der Schweiz, wie sie leibt und lebt.

Weil wir als Team daran glauben, dass es nur gemeinsam geht und uns das Kraft für kommende Krisen gibt. Und weil wir mit Herz Unternehmer:innen sind, never never never give up!