Mehr Ideen für weniger Paragrafen

Interview mit Beat Brechbühl zu „5vor12 – Preis für schlaue De-Regulierung“
Mit „5vor12 – Preis für schlaue De-Regulierung“ wurde von Beat Brechbühl, Andreas Gerber und Jobst Wagner ein neuer Wettbewerb ins Leben gerufen, der Ideen für die besten Deregulierungsvorschläge auszeichnet. Wir haben mit Beat Brechbühl (Managing Partner Kellerhals Carrard) darüber gesprochen, warum es einen solchen Preis braucht und warum man Parallelen zu einem Startup ziehen kann.
ESSENCE RELATIONS: Mit 5vor12 haben Sie einen Preis für schlaue De-Regulierung initiiert. Warum braucht es einen solchen Preis?
Beat Brechbühl: Gebote und Verbote nehmen stetig zu. Sie verdrängen den gesunden Menschenverstand und die Selbstverantwortung und beschränken unsere Freiheit. Dagegen müssen wir ankämpfen. Mit diesem Preis tun wir es auf eine positive, spielerische Art, indem wir Anreize schaffen, um Lösungsvorschläge für das Regulierungsproblem zu generieren.
Können Sie uns ein (fiktives) Beispiel nennen, was Sie unter schlauer De-Regulierung verstehen?
Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass ich Ihnen sogar ganz konkrete Beispiele der letzten Monate nennen kann: Da würden die Vorschläge zur Aufhebung des Vertragszwangs und der Erhöhung der Mindestfranchise im Gesundheitswesen dann qualifiziert, wenn man (z.B. mittels einer Studie) darlegen kann, dass damit das Regulierungsdickicht im Gesundheitswesen reduziert werden kann. Oder die Motion der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK), welche die klare Gewaltenteilung im Finanzmarkt verlangt (Regulierung ist Sache des Parlaments, die FINMA konzentriert sich auf ihre Aufsichtstätigkeit) hätte gute Preischancen, wenn sie vom Parlament überwiesen worden ist, weil dann auch die Wirkung im Ziel naheliegt. Oder nehmen Sie eine Idee, welche ein Kadermann im öffentlichen Dienst hatte: Wenn jemand in der Verwaltung darlegen kann, wie seine Aufgaben auf andere Art umgesetzt werden können, kann er frühzeitig in Pension – wenn er aufzeigt, wie der Job eingespart werden kann, sogar ein bis zwei Jahre früher. Die Idee als solche ist bestechend, doch um den Preis zu gewinnen, müsste man in der Umsetzung noch einen Schritt weiter sein, entweder schon einen use case haben oder zumindest aufzeigen können, dass die Idee auch umgesetzt wird. Diese Beispiele zeigen: Es geht nicht in erster Linie um populäre, sondern um effektive Ideen. Und es können alle mitmachen, ein Gemeindeangestellter ebenso wie jemand aus der Wirtschaft oder eine Kantonspolitikerin.
„5vor12 – Preis für schlaue De-Regulierung“ wird in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen. Der Ideenwettbewerb ist also gewissermassen ein Startup. Welche Herausforderungen gibt es hier?
Das sind ähnliche Herausforderungen wie bei jedem Startup: Wir müssen unser Produkt, den Preis, bekannt machen und sowohl unsere Sponsoren wie auch die Teilnehmenden überzeugen, dass dieses Konzept nicht nur neu und – wie wir meinen – einigermassen originell ist, sondern auch einen positiven Effekt auf die Eindämmung der Regulierung haben wird. Die Initianten und das Kernteam setzen sich alle sehr dafür ein, dass dieses Experiment gelingt.
Mehr Informationen zum Wettbewerb auf www.5-vor-12.ch.