Die Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft

Das Nein an der Urne fordert alle umzudenken.

In den letzten Jahren gab es zahlreiche Anläufe, die AHV zu reformieren. Am 24. September 2017 ist der jüngste Versuch mit 52,7 Prozent Nein-Stimmen gescheitert. Das Reformbedürfnis bleibt unbestritten. Doch es muss eine mehrheitsfähige Alternative her. Und es braucht konkrete Vorschläge für unsere immer älter werdende Gesellschaft. Mit der steigenden Lebenserwartung werden wir nicht darum herumkommen, länger zu arbeiten oder die Vorsorgebeiträge zu erhöhen. Eine Reform wird immer Kompromisse nach sich ziehen und die einen werden vermutlich weniger profitieren als andere. Die Ablehnung der Reform war aber kein Nein zur Sicherung der Sozialwerke, sondern ein Nein zur Art und Weise des Ausbaus der AHV. Um die Finanzierungsprobleme der ersten Säule in den Griff zu bekommen, stehen nun alle in der Verantwortung. Gemeinsam – von Links bis Rechts – gilt es, einen mehrheitsfähigen Vorschlag auszuarbeiten, der der demographischen Entwicklung der Gesellschaft Rechnung trägt.

Der Think Tank W.I.R.E. beschreibt in seinem Buch „Wie wir morgen leben – Denkanstösse für das Zeitalter der Langlebigkeit“ Alternativen für unsere alternde Gesellschaft. Durch die längere Lebenszeit entstehen mehr Freiraum und Flexibilität für die Lebensgestaltung. Und trotzdem leben wir heute noch nach dem Modell unserer Eltern und Grosseltern: Erst kommen Ausbildung und Karriere, dann die Familie und zum Schluss die Pensionierung. Mit der heutigen Lebenserwartung von 83,2 Jahren lebt man also knapp ein Viertel seines Lebens als Rentner.

Wir müssen die Altersvorsorge von Grund auf neu strukturieren und uns darauf einstellen, das längere Leben effizienter auszufüllen. Dabei muss aber über die Altersvorsorge hinausgedacht werden. Bildungsangebote, Wohnstrukturen und Arbeitsmodelle gehören dazu. Die Lebensplanung soll früher gestartet werden und nicht erst mit 50. Wichtig bleibt dabei die Flexibilität jedes Einzelnen. Ob man nun in Zeitbanken investieren möchte oder in die dritte Säule, soll jedem selbst überlassen werden. Mit der Freiheit und der Flexibilität geht ein hohes Mass an Selbstverantwortung einher. Arbeitsmodelle und Bildungsangebote gilt es generell anzupassen.