Gino Strada, das “Surgical Animal”
Ein aussergewöhnlicher Mensch
Gino Strada hätte in Italien ein erfolgreicher Kardiologe werden können. Doch stattdessen wollte er erfahren, wie es ist, in Ländern zu arbeiten, wo es viele Verwundete gibt aber kaum Ärzte. So hatte er 1989 in Quetta seinen ersten Einsatz als Arzt in einem Krisengebiet. Dort wurde ihm auch schnell klar, dass 90% der Verwundeten nicht Kämpfer sind, sondern unschuldige Zivilisten.
Er musste lernen, Entscheidungen zu treffen, die über Tod und Leben bestimmen. Entscheidungen, die der Mehrheit der Patienten zugutekommen, nicht dem Individuum.
Dass ein Kämpfer Feinde hat, bedeute nicht, dass man als Arzt auch Feinde hat. Diese Tatsache jedoch sehen Menschen, die in militärische Aktivitäten involviert sind, anders und so kam es immer wieder vor, dass Strada und sein Team bedroht oder in ihrer Arbeit behindert wurden.
Gemäss Strada war die Menschheit noch nie so akut in Gefahr wie heute: er ist der Meinung, dass Kriege abgeschafft werden sollen. Wir müssen damit beginnen, über eine Welt ohne Kriege und Terrorismus zu reden; eine Welt, in der Menschen lernen, Konflikte ohne Gewalt auszutragen.
1994 gründete er zusammen mit seiner Frau die NGO „Emergency“, die das Ziel hat, Opfern von Krieg, Landminen und Armut kostenlos qualitativ hochstehende medizinische und chirurgische Hilfe zu bieten. Wurde Strada zu Beginn für diesen Ansatz von Experten der Entwicklungszusammenarbeit belächelt, so sprechen die Zahlen für sich bzw. ihn: bis heute hat „Emergency“ über sechs Millionen Menschen versorgt, 60 Spitäler, chirurgische Kliniken, pädiatrische Einrichtungen und Rehabilitationszentren in 15 Ländern wurden erbaut.
Obwohl Gino Strada durch seine Einsätze und Erfahrungen die besten Voraussetzungen für eine politische Karriere mitbringen würde, interessiert ihn dies nicht. Zu oft habe er erlebt, dass Mitglieder bekämpfender Parteien eigentlich dasselbe sagen und die gleichen Ziele verfolgen.
Der erste Schritt in diese Richtung? Endlich zu denken beginnen. Das komplette Interview finden Sie hier.